Nur gut zwei Wochen nach der Ausrufung der Tschechoslowakei gründete sich am 17. November 1918 in Böhmisch-Leipa/Česká Lípa der Bund der Landwirte mit ihrem ersten Vorsitzenden Josef Jannausch.
Diese Partei sollte schnell zur wichtigsten politischen Vertretung der deutschböhmischen Bauern unter den veränderten Gegebenheiten der neuen Tschechoslowakei werden. Schon im September 1919 hatte der Bund der Landwirte über 2.000 Ortsvereine bei 2.746 deutschsprachigen Gemeinden in Böhmen.
Bei den Wahlen zum tschechoslowakischen Parlament in Prag erzielte der Bund der Landwirte im Jahre 1925 immerhin 5,4 % der Stimmen und stellte 24 Abgeordnete im Parlament der Tschechoslowakei, das damals im Gebäude des Prager Rudolfinums tagte und das heute als Konzertsaal dient.
Im Jahr 1926 trat der Bund der Landwirte neben den deutschen Christsozialen erstmals in eine tschechoslowakische Regierung ein und stellte im Kabinett unter Ministerpräsident Antonín Švehla von der Agrarierpartei mit Franz Spina den Minister für Öffentliche Arbeiten, der von 1925 bis 1936 zugleich Parteivorsitzender des Bundes der Landwirte war.
Der Bund der Landwirte wurde so zu einem einflußreichen Akteur in der tschechoslowakischen Politik. Erst im Zuge der sog. Sudetenkrise trat der Bund der Landwirte im März 1938 aus der Regierung von Ministerpräsident Milan Hodža aus und schloß sich der Sudetendeutschen Partei unter Konrad Henlein an.
Der Bund der Landwirte war damit die letzte politische Vertretung der deutschsprachigen Landwirte in Böhmen und Mähren.